Wie eng Diesseits und Jenseits miteinander verknüpft sind und auf welche Weise Engel oder Schutzengel in unser Leben eingreifen können, wenn wir sie oder Gott inständig darum bitten, soll Ihnen der nachfolgende Bericht vor Augen führen.

Aus Dankbarkeit für die wunderbare Rettung Ihres Sohnes vor dem sicheren Erfrierungstod sammelte Joan Wester Anderson ähnliche Erfahrungen mit Engeln von anderen Menschen und veröffentlichte sie in ihrem Buch „Mein Schutzengel hat mich gerettet.“ Hier der Bericht:

Es war kurz nach Mitternacht des 24. Dezember 1983. Der Mittlere Westen der USA zitterte unter einer Kältewelle, die alle Rekorde brach - mit orkanartigen Winden, eingefrorenen Wasserleitungen und allem Drum und Dran. Und obwohl unser Haus in einer Vorstadt Chicagos erfüllt war von den gemütlichsten Geräuschen eines Feierabends, konnte ich daran nicht teilnehmen - nicht bis unser einundzwanzigjähriger Sohn in die Einfahrt einbiegen würde. Tim und seine beiden Zimmergenossen waren jetzt gerade unterwegs nach Hause, es war ihre erste Reise, seit sie im vorigen Mai in den Osten gezogen waren.

„Mach Dir keine Sorgen, Mutter“, hatte Tim mich am Abend zuvor zu beruhigen versucht, wir fahren vor Sonnenaufgang los und halten nirgendwo an. Alles in Ordnung....'

...Unter normalen Umständen, so rechnete ich mir aus, würde eine Fahrt von Connecticut nach Illinois achtzehn Stunden dauern. Aber es war so gefährlich kalt geworden, dass der Wetterbericht davor warnte, sich auch nur wenige Augenblicke ins Freie zu begeben. Und wir hatten nichts von den Reisenden gehört...

Voller Sorgen stellte ich sie mir auf einer einsamen Straße vor. Wenn sie nun eine Panne hatten oder sich verführen? Und wenn sie aufgehalten worden waren, warum hatte Tim dann nicht angerufen? Unruhig ging ich umher und schickte eines der Stoßgebete gen Himmel, die allen Müttern vertraut sind: Gott, schick jemanden, der ihnen hilft!

Später erfuhr ich, dass die drei mittlerweile kurz in Fort Wayne, Indiana, angehalten hatten, um Don bei seiner Familie abzuliefern. Die Vernunft hätte geboten, dass Tim und Jim dort über Nacht geblieben und erst am Morgen weitergefahren wären... ..Obwohl es die kälteste Nacht in der Geschichte des Mittleren Westens war und Schnee auf den verlassenen Highways lag, waren die beiden weitergefahren... Schon nach wenigen Meilen bemerkten sie, dass der Motor nicht mehr richtig zog, sondern unregelmäßig ruckte und der Wagen über zwanzig, fünfundzwanzig Stundenkilometer nicht mehr hinauskam....

 „Gehen sie heute nacht nicht, ich wiederhole: nicht nach draußen, meine Freunde“, sagte der Radiosprecher. „In diesem Sturm wird es bis zu minus 30 Gerade kalt, unbedeckte Haut erfriert in weniger als einer Minute.“

Plötzlich tat der Wagen einen Ruck... der Motor stotterte, wurde immer langsamer ... Und nach einer Meile verstummte er völlig... Tim und Jim wussten, dass sie dem sicheren Tod ausgeliefert sein würden, wenn nicht bald Hilfe käme. Sie sahen in alle Richtungen, über schneebedeckte Felder, die Straße entlang nach beiden Seiten: Kein Auto, kein Licht in der Ferne, nichts! Aussteigen konnten sie nicht, sie hätten auch ein näheres Ziel lebend nicht erreichen können... und die Kälte im Wageninneren drang durch Mark und Bein, ihre Füße waren bereits taub. Tim betete: „Gott, Du bist der einzige, der uns jetzt noch helfen kann.“ Sie konnten sich kaum mehr wach halten...

Dann, als wären sie schon in einem Traum weggesunken, sahen sie Scheinwerfer hinter ihrem Auto. Aber das war unmöglich: Nirgendwo in der Ferne hatten sie bislang das doppelte Lichtbündel, die sich nähernde Hoffnung gesehen. Wo war dieses Fahrzeug hergekommen? Waren sie bereits gestorben? Aber nein: Wunderbarerweise klopfte jemand an das Seitenfenster auf der Fahrerseite. „Müssen sie abgeschleppt werden?“ Ungläubig hörten sie die gedämpfte Frage. Aber es war Wirklichkeit. Ihr Retter fuhr einen Abschleppwagen.            Sie bejahten und baten ihn, dass er sie nach Fort Wayne zurückbringen möge, wo sie bei Don übernachten wollten. Ohne weitere Worte fuhr der Fahrer vor ihr Auto und brachte Ketten an. Dick in einen pelzgefütterten Parka eingehüllt und anscheinend unberührt von den lebensbedrohenden Umständen, unter denen er sie gefunden hatte, kletterte er ruhig in seinen Lastwagen und fuhr los. Tim und Jim kam es seltsam vor, dass sie ihn nicht hatten kommen sehen, er nichts von ihnen wissen wollte und kein Firmenname am Abschleppwagen stand, aber sie waren müde, erschöpft und in Gedanken versunken. Sie hielten lediglich an einem Münzfernsprecher, um Don zu benachrichtigen.

In Fort Wayne war man längst schlafen gegangen, die Weihnachtslichter in den Straßen waren verloschen. Der Fahrer drehte in der Sackgasse um und hielt vor Dons Haus. Steif vor Kälte rannten Tim und Jim zur Tür, wo Don auf sie wartete, und stolperten in die herrlich warme Küche - endlich in Sicherheit. Don knallte die Tür gegen den eisigen Sturm zu. Tim wollte sich von Don Geld borgen, um den Abschleppwagenfahrer zu bezahlen. Doch Don sah durch ein Fenster nach draußen und sagte: „Ich sehe keinen Abschleppwagen da draußen.“ Tim und Jim fuhren herum: Dort stand, einsam am Randstein, Tims Auto. In der kristallklaren Nacht hatten sie weder das Geräusch der Ketten, noch das Schlagen der Autotür, noch den Wagen wegfahren gehört. Sie hatten keine Rechnung bezahlt, es hatte kein „Dankeschön“ oder „Auf Wiedersehen“ oder „Fröhliche Weihnachten“ gegeben...

Verwirrt rannte Tim die Einfahrt zum Bürgersteig hinunter, aber nirgendwo sah er Rücklichter in der Ferne verschwinden, kein Motorengeräusch war in den stillen Straßen zu hören - es gab nichts, was die Gegenwart eines Abschleppwagens anzeigte. Dann sah Tim die Reifenspuren in den Schneeverwehungen. Aber da war nur ein Paar, das die Drehung am Ende der Sackgasse nachzeichnete - und diese Spuren gehörten zu Tims Auto!